2002 Steubenparade New York

Nach dem „New York-Marathon“ ist sie die zweitgrößte Veranstaltung in der Millionen Metropole am Hudson: die Steuben-Parade. Der farbenprächtige Festzug soll Politikern wie der breiten Bevölkerung die tragende Rolle, die deutsche Einwanderer und ihre Nachkommen bei der Entwicklung der Vereinigten Staaten gespielt haben, in Erinnerung rufen. 1998 erhielt die Parade den Kulturpreis der Bundesrepublik Deutschland, die dort von Männern wie Walter Scheel, Johannes Rau, Kurt Biedenkopf und Richard von Weizsäcker repräsentiert wurde. Diesmal waren wir mit dabei, als sich der Festzug am 21.September 2002 nach der traditionellen deutschen Messe in der St.Patrick´s Cathedral in Bewegung setzte. Eigentlich sollten wir 2001 an der Steubenparade teilnehmen. Über zwei Jahre plante die KG Prinzengilde unter der Leitung von Peter Flohr und Günter Spitz ihre Reise in die Staaten. 94 Teilnehmer unserer Gesellschaft freuten sich von Tag zu Tag mehr – je näher das Datum rückte. Aber die schrecklichen Terroranschläge in den USA, gerade in New York am World-Trade-Center wenige Tage zuvor, waren Anlaß, die Reise einige Tage vor Abflug abzusagen. Der Stachel der Trauer und Enttäuschung saß zu tief.

Ein Jahr später aber war es endlich soweit. Zwar war die Teilnehmerzahl erwartender Weise gesunken, so daß der Jumbo der Singapur Airlines 25 Bergrather in einem ca. achtstündigen Flug von Amsterdam nach Newark, New Jersey brachte. Das sechstägige „Abenteuer Steuben-Parade“ hat Iris Winden-Cremer für uns zusammengefasst:

1. Tag – Mittwoch

Vom Airport in Newark ging´s per Bus nach New York, zum Hotel Edison, Ecke Broadway/47.Straße, nähe Times Square. Nach Mittag führte Reiseleiter Peter Flohr den ersten Rundgang durch Manhatten an; den Broadway bis zum Central Park, am Trump Tower vorbei, die 5th Avenue mit der gegenüberliegenden St. Patrick´s Cathedral. Beim Abendessen in einem gemütlichen Restaurant lernten wir erstmalig die in New York üblichen üppigen Portionen kennen. Dem Abendessen folgte die Besichtigung des Empire State Buildings. Abends auf dem 86. Stockwerk dieses Gebäudes stehen und das Lichtermeer Manhattens betrachten zu können, war für uns alle wohl der erste Genuss dieser Reise – „… schade, dass die Twin Towers des World Trade Centers diese Aussicht nicht mehr bereichern.“

2. Tag – Donnerstag

Nach einem üppigen Frühstück in einem italienischen Café in der Nähe des Hotels ging´s auf Stadtrundfahrt durch Manhatten. Stationen waren u.a. das Theaterviertel mit der Met (Metropolitan Opera) das Fufferhouse in Form eines Bügeleisens, ein kleiner Stop auf einem Straßenfest in Little Italy mit kurzem Fußmarsch durch Chinatown und ein kurzer Halt am so genannten „Ground Zero“. Weiter ging´s zum Battery Park im Süden Manhattens, von wo aus wir mit der Fähre nach Liberty Island übersetzten. Nach einem Fotoshooting vor der Freiheitsstatue, die leider seit dem 11.September 2001 nicht mehr begangen werden kann, setzten wir per Fähre über zu Ellis Island, auf der in vielen Dokumenten festgehalten ist, dass diese Insel bis ca. 1954 dazu diente, zu kontrollieren, wer in die USA einwandern durfte oder nicht. Zurück in Manhatten ging es zu Fuß zur St.Paul´s Chapel, an der die Trauer um die Opfer des World Trade Center in Bildern, Transparenten und beschrifteten Kleidungsstücken dokumentiert ist. Ein Spaziergang, oder wie „Äu“ Lersch es ausdrückte – „en Rong dörch et Dörp“, rundete den Tag ab.

3. Tag – Freitag

Nach einem Frühstück ging es in Uniform bzw. Kostüm zum Fototermin an der Brooklyn-Bridge, im Hintergrund die Skyline von Manhatten.

Dazu ist zu sagen, dass nicht nur Mitglieder der KG Prinzengilde zu unserer Gruppe gehörten, nein, wir hatten auch drei „Gefangene“ – „Äu“ Lersch und Heinrich Birfeld in Scharwach-Uniform und Hermann Josef Beym in Rote-Funken-Uniform. Mit dem Reisebus ging´s zum Bürgermeisterempfang am Hafen.

Mehr und mehr Gruppen fanden sich ein. So war es dann kein Wunder, dass auf die Frage „Do you want to see a German spagat ?“ ein deutsches Tanzmariechen von einem Kameramann die absolut akzentfrei Antwort in Hochdeutsch erhielt:

„Sie können ruhig Deutsch mit mir sprechen, wir sind von der ARD !“

Anlaufpunkte einer weiteren Stadterkundung waren die Grand Central Station, das UN-Gebäude und das Hotel „Waldorf Astoria“. Vor dem Abendessen in einem mexikanischen Restaurant besuchten wir in der Nähe unseres Hotels die Feuerwache 54, in der wir Einzelheiten zu den Vorfällen vom 11.September 2001 am World-Trade-Center erfuhren.

4. Tag – Samstag

In Uniform ging´s zur St.Patrick´s Cathedral. Dort fand ein deutschsprachiger Gottesdienst statt, an dem die einheimischen deutsch-amerikanischen wie auch die aus Deutschland angereisten Gruppen teilnahmen, ebenso die Magier „Siegfried & Roy“, die die Parade anführen sollten. „Wenn in einer prall gefüllten amerikanischen Kathedrale aus fast allen Kehlen in Deutsch, „Großer Gott, wir loben Dich“ erklingt, so ist dies schon ein bewegender Moment“.

Um 12 Uhr mittags war es dann soweit; die Steuben-Parade 2002 setzte sich in Bewegung.

An der Ehrentribüne mit „Siegfried & Roy“ vorbei …

Wir reihten uns gegen 13 Uhr ein und genossen von der 62. bis zur 86. Straße jeden Meter Fußmarsch auf der 5th Avenue, während die Parade am Straßenrand von vielen, vielen applaudierenden und oftmals „Alaaf“ schreienden Schaulustigen gewürdigt wurde. Einige von uns waren so ausgelassen, dass sie sogar mehrmals ein Rad schlugen.

5. Tag – Sonntag

In Harlem erwartete uns eine optimale „Seelenmassage“: eine Gospel-Messe in einer Harlem Baptisten-Kirche. Diese Messe war ein ergreifendes Erlebnis, das solche Glücksgefühle in uns auslöste, dass unsere anfängliche Reserviertheit bald blanker Freude und super Stimmung wich. Dort wurde Gott von herzen gepriesen; es wurde nicht alles „abgebetet“ wie in vielen unserer Kirchen. Es war schön, dass es einigen von uns die Freudentränen in die Augen trieb.

6. Tag – Montag

Eine Schiffstour führte um die halbe Insel Manhatten, Staten Island, Brooklyn, Queens und die Bronx, ehe am Abend das Flugzeug Richtung Deutschland abhob.

„Gemischte Gefühle und auch Angst waren am Anfang dieser Reise zu spüren gewesen, aber bald waren die Eindrücke dieser wunderbaren Weltstadt stärker als die Sorgen nach den jüngsten Ereignissen. Einer Stadt, die nicht schläft und die Kultur, Schönheit, Reichtum und Armut, Gefühle und Coolness, Herrlichkeiten und Geheimnisse sowie Abgründe beherbergt – eben eine Stadt voller Ereignisse und Gegensätze.“